Ich möchte wissen, ob die Verlegung des Werbebudgets von Plakaten und Anzeigen auf Digital der richtige Schritt ist.

Die Präsenz des Digitalen in unserem Leben ist mittlerweile so allgegenwärtig, dass in einigen Bereichen die Existenz des Nicht-Digitalen in Frage gestellt wird: Der Kauf eines Tickets, das Lesen einer Zeitung, das Hören von Musik sind nur einige der Aktivitäten, die ein wachsender Teil der Bevölkerung nur online macht. In diesem Zusammenhang stellt sich der Leiter der Marketingabteilung die Frage, ob es sinnvoll ist, weiterhin in sogenannte traditionelle Kanäle wie Plakate, Anzeigen in Printmedien, Radio, Fernsehen, Veranstaltungen usw. zu investieren. Dazu kommen die kontinuierlichen, revolutionären Lösungen, die von Experten und digitalen Visionären vorgeschlagen werden.

Um nicht dem digitalen Hype zum Opfer zu fallen, sollte die Einrichtung einer Marketingkampagne auf diesen 4 grundlegenden Fragen basieren:

1.Was sind die Ziele der Kampagne? Mit klaren Geschäftszielen zu beginnen, die man erreichen möchte, mag trivial erscheinen, riskiert man aber in einem von kreativen Ideen dominierten Kontext, dass diese in den Hintergrund treten. Eine Kampagne mit dem primären Ziel, das Bewusstsein/die Bekanntheit Ihrer Marke zu steigern, kann zu ganz anderen Entscheidungen zwischen digitalen und traditionellen Kanälen führen als eine Kampagne, die darauf abzielt, Nachfrage zu generieren, oder die Kundenbindung zu erhöhen, und wiederum Conversions oder Interessenvertretung zu generieren.


2. An wen richten Sie sich hauptsächlich? Um mit verschiedenen Generationen, Märkten oder Kulturen, neuen oder treuen Kunden zu kommunizieren, braucht man eine gute Auswahl an unterschiedlichen Kanälen, Sprachen und Engagement-Methoden. Die Gleichung „Jugendliche = digitale Medien“ ist sicherlich ein guter Hinweis, kann aber nicht der einzige Faktor für die Wahl zwischen traditionellen und digitalen Kanälen sein.


3. Welches Budget steht Ihnen zur Verfügung? Wenn die Investitionsbeträge Ihrer Kampagne begrenzt sind, können Sie mit digitalen Medien Ihr Publikum gezielt und mit einer sehr gut skalierbaren Investition erreichen. Darüber hinaus haben Sie die Möglichkeit, den Verlauf der Kampagnen in Echtzeit zu messen und diese zu verfeinern und effizienter zu gestalten. Wenn die Digitalisierung jedoch nicht die richtige Option für die Ziele Ihrer Kampagne ist, kann man empfehlen, die Investition nicht zu vergeuden, indem man ein bisschen von allem tut.


4. Welche Kanäle stehen Ihnen zur Verfügung? Wenn die Zielgruppe sehr spezifisch ist, könnten Kampagnenmanager Schwierigkeiten haben, zielgerichtete Marketingkanäle zu finden. Dies gilt insbesondere für einen Markt wie in der Schweiz, der klein und dazu in Sprachregionen unterteilt ist. Mangels spezifischer traditioneller Kanäle für die Zielgruppe – z. B. Fachmedien (Magazine, Radio, Fernsehen usw.), Veranstaltungen oder Direktmailing – kann die Digitalisierung ein genaues Targeting ermöglichen.

„Das Medium ist die Botschaft“: die Struktur eines Mediums beeinflusst die Inhalte, die mit seiner Hilfe übermittelt werden. Daher kann es auch je nach Botschaft, die Sie vermitteln möchten, und/oder Eigenschaften des Produkts sinnvoll sein, mehr auf den einen oder anderen Kanal zu setzen.
Und nun? Das digitale Marketing bringt enorme Vorteile wie Kosteneffizienz, Skalierbarkeit, Messbarkeit und Rückverfolgbarkeit. Es gibt aber keine geeignete Lösung für alle Zielgruppen, Märkte und Ziele. Digitale und traditionelle Medien müssen nicht unbedingt als getrennte Optionen gesehen werden, sondern sollten in ein einziges omnikanales Ökosystem integriert werden. Man sollte sich nicht von einfachen Lösungen verführen lassen, sondern strategisch überlegen, welches Medium am besten passt, was man erreichen möchte und warum.

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